DONAU KURIER
Jagd ist mehr als nur Schießen
Hubertusfeier der Beilngrieser Jäger?
Vorsitzender Helmut Reil mahnt ethische
Grundeinstellung an.
Zu ihrer diesjährigen Hubertusfeier haben sich die Mitglieder des
Jägervereins Hubertus Beilngries am Samstagabend versammelt. Dabei
betonte der Vorsitzende Helmut Reil, ohne Wild gebe es keine Jäger.
Deshalb sei es deren "erste und vornehmste Aufgabe, als Anwalt des
Wildes mit Sachverstand und mit Herz
aufzutreten und zu handeln".
Der
Festtag der Waidmänner und -frauen begann mit einer feierlichen
Hubertusmesse in der Pfarrkirche St. Walburga. Für deren
musikalische Gestaltung sorgten die Jagdhorn-bläser des Vereins. Sie
spielten auch beim weltlichen Teil der Feier auf.
Nachdem sich Reil bei
Siegfried Geißler vom Sportschützenverein Hubertus "für die
Neugestaltung unseres Hubertuskreuzes" bedankt hatte, hielt er seine
Festansprache. Er stellte zunächst fest, die Jagd sei "eine der
ältesten Beschäftigungen des Menschen, mit der schon unsere Vorfahren
in der Steinzeit versuchten, Nahrungsmittel und andere wertvolle
Rohstoffe zu gewinnen". Während eine erfolgreiche Jagd einst
lebensnotwendig gewesen sei, habe sich deren Zielsetzung mittlerweile
grundlegend geändert. Nun sei "die Jagd eine sinnvolle, auf
Nachhaltigkeit ausgerichtete Nutzung natürlicher Wildbestände".
Zusammen mit der Hege sichere sie der "von uns Menschen geschaffenen
Kulturlandschaft nicht nur die Lebensgrundlagen der jagdbaren, sondern
auch aller freilebenden Tiere", denn: "Eine pflegliche Jagd entnimmt
aus der Wildbahn vor allem den vorhandenen Überschuss, sowie den
Anteil an kranken und alten Stücken und gefährdet nicht den
Fortbestand einer Wildart".
Reil sagte auch, der Jäger
entscheide bei der Ausübung seines Handwerks über Leben und Tod eines
Wildtieres, eines Mitgeschöpfes. Dies wäre "ohne eine ethische
Grundeinstellung" nicht vertretbar. "Bei all unseren Tätigkeiten in
der uns anvertrauten Natur sollen und müssen wir deshalb daran denken,
dass wir die belebte und unbelebte Schöpfung Gottes zwar nutzen, aber
zu keiner Zeit übernutzen dürfen", betonte der Vorsitzende. Seinen
Ausführungen zufolge ist Jagd weitaus "mehr als nur Schießen". Gehöre
der Schutz der Wild- und Tierarten doch "zu unseren vornehmsten, zu
unseren kultiviertesten Aufgaben".
Der Redner stellte darüber hinaus fest, das vor Jahren geprägte und
sogar ins Jagdrecht aufgenommene Schlagwort "Wald vor Wild" sei
"absolut fehl am Platz" und beruhe auf einem "ideologisch
herbeigeführten, einseitigen Denken und Handeln zum Nachteil des
gesamten Wildes, vor allem aber des Schalenwildes". Damit werde "ganz
bewusst" der Eindruck erweckt, dieses sei allein für die Waldschäden
verantwortlich. Andere Einflüsse, wie zum Beispiel "der hohe
Freizeitdruck in den Wäldern, die Industrie, Unwetter oder
Wetterkapriolen, der Straßenbau sowie einschneidende Veränderungen in
der Forst- und Landwirtschaft" würden diesbezüglich dagegen kaum
Beachtung finden.
Der Vorsitzende fuhr fort: "In unserer dicht
besiedelten und stark genutzten Kulturlandschaft sind artgerechte
Lebensräume für unsere Wildtiere von lebensnotwendiger Bedeutung.
Wildtiere brauchen Rückzugsgebiete, in denen Ruhe und Sicherheit
herrschen. Sie brauchen Flächen, auf denen sie Nahrung finden und sie
brauchen vernetzte Lebensräume, damit sie ihre natürlichen
Verhaltensmuster auch leben können." Nur mit diesen Grundbedingungen
ließen sich angepasste, artenreiche und gesunde Wildbestände
erreichen.
Laut Reil "müsste und könnte in unserer reichen
Gesellschaft" der Begriff "Wald und Wild" längst "ein fester
Bestandteil, ein bestehender Grundsatz im Denken und Handeln der dafür
Verantwortlichen sein". Nicht zuletzt gehe auch aus der
Hubertus-Legende hervor, dass "unser jagdliches Tun dringend eines
ordnenden Rahmens bedarf". Dieser werde durch die einschlägigen
gesetzlichen Bestimmungen, vor allem aber auch durch den Begriff der
Waidgerechtigkeit vorgegeben.
Zudem stellte der Redner fest:
"Unsere Wildtiere sind ein Teil der Schöpfung und nehmen einen
wichtigen Platz im Ökosystem ein. Wald, Feld und Wild bilden eine
ökologische Einheit und sind nicht voneinander zu trennen." Kein
Naturgut könne über ein anderes gestellt werden. Der Mensch trage die
Verantwortung, dass das so bleibt. "Er ist verantwortlich für seine
Mitgeschöpfe und sollte sich heute mehr denn je aktiv für sie und ihre
Bedürfnisse einsetzen".
Eine
Tonbildschau
rundete die Hubertusfeier ab.
Dabei erinnerte Schriftführer
Wolfgang Krippl an etliche Aktivitäten im zu Ende gehenden Jagd- und
Vereinsjahr.