Rotwild

Brunftzeit: Die Brunftzeit dauert 3 bis 4 Wochen, etwa Mitte September bis Mitte Oktober.  Kalte Nächte steigern den Brunfttrieb und lassen die Hirsche lebhafter melden (rufen).  In warmen Nächten dagegen kann es so still sein, dass man meinen könnte, alles Rotwild habe das Revier verlassen.

Alte Feisthirsche verlassen Anfang September ihren Sommereinstand und ziehen in ihre Brunftgebiete, wo sie anschließend nach Kahlwild suchen. Das Kahlwild lockt durch Mahnrufe und Duftsekrete. Platzhirsche verteidigen "ihr" Kahlwild gegenüber Beihirschen. Ein einzelnes Tier ist etwa 2 Tage brunftig. Bei großen Rudeln erstreckt sich die Brunft auf bis zu vier Wochen. Der Platzhirsch bleibt etwa 14 Tage beim Rudel. Hirsche verlieren während der Brunftzeit stark an Gewicht.
Tragzeit: Die Tragzeit dauert 34 Wochen (8 1/2 Monate). 
Ende Mai bis in den Juni hinein wird 1 Kalb (selten 2) gesetzt. Es hat zunächst eine wollige Behaarung, auf lichtbraunem Grund gelbe Tupfen, die sich bis zum Herbst verlieren. Die Jungen (auch die des Dam-, Elch- und Rehwildes) werden oft von den Alttieren abgelegt und drücken sich in den ersten 10 Lebenstagen, wenn Gefahr droht. Das Kalb wird bis in den Spätsommer (Ende September); gelegentlich noch den ganzen Winter über gesäugt. Der Hirsch kümmert sich nicht um seinen Nachwuchs. Die Kahlwildrudel (weibliche Stücke mit Kälbern) sind ausgesprochene "Mutterfamilien". 

Beschreibung:



Unter den Hirscharten ist das Rotwild von besonderer jagdlicher Bedeutung und heute unsere größte freilebende Wildart, nachdem Wisent, Elch, Auerochse und Wildpferd ausgerottet bzw. bei uns aus der freien Wildbahn verdrängt wurden. Rotwild war ursprünglich in offenen oder licht bewaldeten Waldsteppen und Auen beheimatet. Die Landeskultur und Besiedelung hat es in geschlossene Waldgebiete zurückgedrängt. 

Das Rotwild lebt in Rudeln. Erwachsene Hirsche tun sich zu Hirschrudeln zusammen, ältere Hirsche sind oft Einzelgänger. Die Kahlwildrudel setzen sich aus dem weiblichen Wild und dem Jungwild zusammen (Mutterfamilien), dazu schließen sich aber manchmal jüngere Hirsche lose an. Vor dem Setzen verlassen die hochbeschlagenen Tiere das Rudel und führen nach einigen Wochen das neue Kalb in die Rudelgemeinschaft ein. 

Zu Beginn der Brunft ziehen die Kahlwildrudel zu den gewohnten Brunftplätzen, wo sich dann auch die Hirsche einfinden. Hier ist der Platzhirsch Gebieter, während die Beihirsche am Rande der Rudel mit mehr oder weniger Erfolg versuchen, zum Beschlag zu kommen. In den Kahlwildrudeln herrscht eine ausgesprochene Rangordnung; sie werden vom Leittier geführt. Natürliche Feinde hat das Rotwild bei uns nicht mehr.

Als ursprünglicher Steppenbewohner ist Rotwild ein ausgesprochener Grasfresser und weidet am liebsten Gräser und Kräuter auf offenen Flächen ab. Im Wald besteht seine Äsung aber auch weitgehend aus Trieben von Laub- und Nadelhölzern, Pilzen und Waldfrüchten aller Art, wie Eicheln und Bucheckern, Wildobst oder Vogelbeeren. Im Felde sind es Kartoffeln, Rüben, Mais und Hafer, die das Rotwild  aus dem Walde locken und zu empfindlichen Schäden in der Landwirtschaft führen können. In Notzeiten verbeißt es Laub- und Nadelholzkulturen und kann durch Abschälen von Rinde (Sommer- und Winterschälung) erheblichen und nachhaltigen Schaden anrichten.

Wie alle Wiederkäuer, muss Rotwild nach Füllung des Pansens einige Stunden Ruhe haben, um ungestört wiederzukauen. Daraus ergibt sich ein "Äsungsrytmus", in dem mehrmals täglich Perioden der Äsungssuche mit Ruhezeiten abwechseln. Wo freilebende Wiederkäuer durch menschliche Störungen an dieser Periodik gehindert werden, kommt es zu Verhaltensänderungen (Umstellung zum Nachttier), gesundheitlichen Nachteilen und vermehrten Wildschäden.

Der tägliche Nahrungsbedarf eines erwachsenen Stückes beträgt etwa 10 bis 12 kg Grünfutter.


Geweihbildung:

Die älteren Hirsche werfen jährlich in ihrer Mehrzahl im März in Geweih ab (je älter, um so früher, manche auch schon Ende Februar). Selen fallen beide Stangen gleichzeitig ab. Häufiger in ein einem Abstand von bis zu 24 Stunden und mehr. Das kolbenartig heranwachsende neue Geweih ist während des Aufbaues weich und von einer samtweichen, silbrig glänzenden Nährhaut (dem Bast) überzogen, die mit fortschreitender Geweihreife von unten beginnend nachdunkelt, bis sie schließlich am fertigen Geweih eintrocknet und vom Hirsch durch Fegen an Sträuchern oder Stämmchen abgestreift wird. Das nunmehr hervortretende, fertig verknöcherte Geweih, das aus Knochensubstanz besteht, ist anfangs fast farblos, verfärbt sich aber unter dem Einfluss von Pflanzensäften beim Fegen rasch braun bis dunkelbraun. Der Aufbau eines neuen Geweihs dauert beim Rothirsch rund 140 Tage.

 


Sinnesleistungen und Lautäußerungen:

  • Das Rotwild äugt verhältnismäßig gut, sichert häufig mit aufgeworfenem Haupt und windet sehr gut. Auch der Gehörsinn ist gut entwickelt.
  • In der Paarungszeit, der Brunft, kann man das typische Röhren der Hirsche hören ausgewachsene Rothirsche geben bei Beunruhigung einen bellenden Laut von sich
  • Rothirschkälber und ihre Mütter verständigen sich u.a. durch einen leisen Lockruf.

 

Fährte:

Die Fährte besteht aus den Abdrücken (Trittsiegel) der Schalen während der Fortbewegung. Das Trittsiegel vom Tier (weibliches Rotwild) als das des Hirsches.

 

 

  • Größe und Gewicht:

    In Jägersprache wird die Art auch Rotwild genannt.
  • Männliche Tiere (Hirsche) erreichen in Europa bis zu 250 kg Lebendgewicht, weibliche Tiere (Hirschkühe) deutlich weniger, Schulterhöhe beim Hirsch bis zu 150 cm, beim weiblichen Tier bis 120 cm. Der Wedel misst etwa 15 cm.
  • Das Sommerfell ist rotbraun, daher leitet sich auch der Name Rothirsch ab, das Winterfell ist dunkelgrau bis braungrau.
  • Zu Beginn der Paarungszeit (Brunftzeit) im September, tragen die älteren Hirsche am Hals eine mächtige Brunftmähne, die er beim Haarwechsel im Frühjahr wieder verliert.
  • Die Hirsche tragen ein Geweih, das bis zu 15 kg schwer werden kann. Es wird Ende Februar bis April abgeworfen und bis zum Frühherbst wieder komplett aufgebaut, das Geweih wird ab den Monaten Juni/Juli gefegt, d.h. Hirsche reiben dann die fellähnliche Haut, den sogenannten Bast, der das Geweih zur Nährstoffversorgung während des Wachstums umhüllt, an Stämmen und Zweigen ab.
  • Hirschkühe tragen wie die Kälber kein Geweih, diese werden daher auch als Kahlwild bezeichnet.