Die Waidmannssprache (Jägersprache)  befindet sich dauernd im Fluss. Neue Ausdrücke kommen hinzu, treten in den Vordergrund, andere behalten lediglich eine historische Bedeutung. Auch lokale sprachliche Unterschiede spielen hierbei eine wesentliche Rolle. Die Vielseitigkeit der Sprache bringt es mit sich, dass sogar innerhalb eines engeren Landgebietes oft mehrere Ausdrücke für ein und dasselbe zur Verfügung stehen.

Jägersprache und Jägerlied sind nicht nur ein Zeichen der Zusammengehörigkeit, sondern sind eine echte Bereicherung der Vielfalt der Sprache und des Liedes. Die Jäger erhalten daher, wenn sie die Jägersprache und das Jägerlied pflegen nicht nur einen Brauch, sondern sie leisten damit auch einen Teil echter Kulturarbeit.



 

 



Die Jägersprache ist ein sehr altes Kulturgut und gehört daher selbstverständlich zum jagdlichen Brauchtum. Wie bei den Zünften des hohen Mittelalters, entwickelte sich auch im Berufsjägerstand eine eigene Sprache. Man spricht hier von der Jäger- oder Weidmannssprache. Nur wer sie sicher beherrschte, konnte als weidgerechter Jäger gelten. Sie dient auch heutzutage in erster Linie der Verständigung. Darüber hinaus ist sie aber auch ein ausgezeichneter und hervorstechender Teil der  bestehenden Jagdkultur. Erste Hinweise auf sie stammen aus dem achten Jahrhundert. Die Jägersprache soll in der Praxis der schnellen und unmissverständlichen Verständigung der Jäger untereinander dienen.  Von den Anfängen der Jägersprache bis in unsere Gegenwart ist der Wortschatz auf rund 13.000 Wörter und Ausdrücke mit etwa 40.000 definierten Bedeutungen angewachsen. Im jagdlichen Alltag werden jedoch lediglich 2000 bis 3000 dieser Fachwörter verwendet.

Die Jägersprache ist besonders bildhaft und ausdrucksstark in der Bedeutung ihrer Wörter und Bezeichnungen. Welche Poesie liegt nicht in manchen Ausdrücken. Da ist das Geläut der Hunde, das Orgeln der Hirsche.  Wie gestalterisch sind Begriffe wie Perle, Rose, Krone, Schnecke, Perücke, Sattel, Waffen, Teller, Lauscher, Seher, Schüsseltreiben, oder wie anschaulich sind die Wendungen wie "den Bock aufbrechen", den "Hasen auswerfen", " .... aus der Decke schlagen",  das "Stechen des Dachses", das "Sprengen des Fuchses" usw.  Die Achtung des Jägers vor seinem Wild zeigt sich in den Bezeichnungen für dessen Körperteile: Haupt, Träger, Äser, Lichter, Rute, Feuchtblatt, Schürze usw. .

Die Waidmannssprache hat auch die Gemeinsprache bereichert. Beispielsweise mit den Wendungen "einer Sache nachhängen", "aufs Korn nehmen", von einer Sache "Wind bekommen". Manche Begriffe lauten im "Süden" anders als im "Norden". So bezeichnet man im Süden eine weibliches Stück Rehwild als "Geiß" und im Norden als "Ricke". Die Jägersprache ist eine Sondersprache und das sollte sie auch bleiben. Deshalb wäre es geradezu töricht, sie gegenüber Nicht-Jägern anzuwenden.



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