Als Bestandteil des jagdlichen Brauchtums dienen die Bruchzeichen im Rahmen der Jagdausübung der Verständigung, der Markierung oder  der Ausschmückung. Die Bruchzeichen haben ihren Ursprung allerdings in dem Bedürfnis der Jäger, sich gegenseitig unauffällig, ohne dass es Unberufene merken, zu verständigen. Für ein Bruchzeichen werden ausschließlich die sogenannten "gerechten" Holzarten Eiche, Erle, Kiefer, Fichte und  Tanne verwendet. Nur im Hochgebirge dienen Lärche, Latsche und Alpenrose zur Anfertigung eines Bruches.    Auch die Bruchzeichen wurden früher regional unterschiedlich verwendet und erst im Jahre 1934 vereinheitlicht.  Die Brüche werden gebrochen, nicht geschnitten; nur in einigen Fällen wird die Rinde teilweise mit dem Waidmesser entfernt oder der Bruch gespitzt.

Es ist zu vermerken, dass nach heutiger Auffassung  selbstverständlich Zweige aller am Erlegungsort greifbarer Bäume oder Sträucher als bruchgerecht gelten. Ein Jäger wird allerdings erst dann von den bruchgerechten Baumarten abweichen, wenn diese erst mühsam gesucht werden müssen. Wer zum Beispiel einen Rehbock in einem Weizenschlag erlegt, kann ihn auch mit Ähren gerecht verbrechen. Das symbolische und waidgerechte Handeln ist hier höherwertiger als das Verwenden der gerechten Baumarten.




 Anschussbruch   

 Hauptbruch   

   Warnbruch 

   Leitbruch

 

Übersicht der Bruchzeichen

Hauptbruch:

Der Hauptbruch sollte mindestens Armlang sein. Um ihn auffälliger zu machen wird dieser Bruch mit dem Waidmesser blank befegt (Rinde wird abgeschabt). Er hat die Bedeutung “Achtung” und soll dem Jäger sagen er soll auf weitere Zeichen achten. Auch kann er auffällig in Augenhöhe aufgehängt werden. Ein Hauptbruch wird mit anderen Brüchen in Kombination gelegt die den Jäger weiter führen.

Leitbruch:

Der Leitbruch hat nur noch eine halbe Armlänge aber ist ebenso befegt wie der Hauptbruch. Die Rinde zwischen den Nadeln oder Blättern wird entfernt. Sein gewachsenes Ende zeigt in der Richtung, in die es den Jäger weisen soll. Die Leitbrüche werden so ausgelegt, das man immer den nächsten Bruch sehen kann.

Anschussbruch:

Der Anschussbruch ist ein Zweig der unbearbeitet ist und senkrecht in den Boden gesteckt wird. Es soll die Stelle markiert werden an dem der Jäger das Stück Wild angeschossen hat. So kann diese stelle schnell für Jäger und Hundeführer wiedergefunden werden. Ebenso kann er nicht von Sturm, Regen oder Schnee bedeckt werden. Oftmals wird dieser Bruch in Kombination mit anderen Brüchen gelegt wie z.B. der Fährtenbruch um die Fluchtrichtung des Stück zu markieren.

Standortbruch:

Der Standortbruch ist auch bekannt als Standplatzbruch. Hier durch kann einem Jäger z.B. bei einer Gesellschaftsjagd ein Standplatz im Jagdrevier zugeteilt werden. Hierzu wird ein armlanger Bruch in der Erde gesteckt. Die Seitentriebe werden entfernt wobei die Spitze jedoch bestehen bleibt. Dazu wird meistens ein Leit- oder Hauptbruch gelegt, der dem Jäger nach Ablasen der Jagd zum Sammelplatz führen soll.

Wartebruch:

Bei dem Wartebruch werden zwei unbefegte Brüche Kreuzweise übereinandere gelegt. Dies soll ein Sammelplatz oder auch Warteplatz für den Jäger darstellen.

Warten aufgegeben:

Wurde vergeblich gewartet, werden die Seitenzweige abgebrochen und der “kahle” Wartebruch wird hingelegt. Bedeutung: habe das Warten aufgegeben.

Hauptbruch:

Bei Gesellschaftsjagten wird der Sammelplatz mit  drei etwa 1 Meter langen gefegten und in Pyramidenform zusammen gestellten Brüchen gekennzeichnet

Sammelplatzbruch:

Der Fährtenbruch wird dort benutzt wo der Schütze nicht bei der Nachsuche bei sein kann. Es wird versucht so viele Informationen wie möglich dem Nachsuchenführer zu übergeben. Dazu wird ein unbearbeiteter halb-armlanger Bruch meist zu dem Anschussbruch gelegt. Die gewachsene Spitze zeigt in der Richtung, wohin das weiblich Stück abgesprungen ist. Andersherum ist es bei männlichen Wild. Hier zeigt die Bruchstelle in der Fluchtrichtung. Damit keine Missverständnisse entstehen, wird zu dem Bruch noch ein Geäfter (kleiner Querbruch) gelegt. Dies bedeutet nun das an der gegenüberliegenden Stelle des Querbruchs die Richtung und das Geschlecht markiert wird.

Warnbruchbruch:

Für dem Warnbruch wird ein Bruch komplett von seinen Seitentrieben befreit und zu einem Kreis gebogen aufgehängt. Dies soll dem Jäger vor eine mögliche Gefahr warnen wie z.B. eine Falle, unsicherer Hochsitz etc.

Inbesitznahmebruch:

Der Inbesitznahmebruch oder auch Aneignungsbruch genannt. Hierzu wird ein Zweig auf der Ein- oder Ausschussstelle gelegt der die Stelle bedecken soll. Der Bruch ist etwa halb-armlang und unbearbeitet. Für diesen Bruch gilt die Regel: Bei einem männlichen Stück zeigt die gebrochene Seite zum Haupt (Kopf) und bei einem weiblichen die gewachsene Seite. Das erlegte Wild wird auf die rechte Seite gelegt.

Der letzte Bissen:

Der letzte Bissen ist ein unbearbeiteter Zweig, der dem erlegten Wild quer in den Äser (Maul) gelegt wird. Dies symbolisiert die letzte Mahlzeit vor dem Tod. Der Brauch des Letzten Bissens, ein Bruch in den Äser bzw. Gebrech bei männlichen Tieren, geht auf die Frühzeit zurück und bedeutet soviel wie die Versöhnung mit dem erlegten Tier und der Natur. Ursprünglich wurde der Letzte Bissen nur dem männlichen Schalenwild gegeben. Mittlerweile ist er aber oft auch bei weiblichem Wild und auch beim Birkwild, sowie beim Murmeltier zu sehen. Der Jäger hat das Wild in Besitz genommen und zeigt damit an, dass das Stück rechtmäßig erlegt ist. Der Letzte Bissen ist eine Form der Respektbezeugung gegenüber dem gestreckten Wild.

Schützenbruch:

Der Schützenbruch ist wohl einer der Brüche, die neben dem letzten Bissen noch am meisten angewandt werden. Hierzu wird ein unbearbeiteter Zweig mit Schweiß (Blut) benetzt und mit der Oberseite der Blätter oder Nadel an die rechte Seite des Schützenhut gesteckt. Dies zeigt den anderen Jägern das jemand Jagderfolg hatte. Ist der Jäger alleine bricht er selber den Bruch. Sind jedoch im Rahmen von Gesellschaftsjagden oder anderer Jagdarten mehrere Jäger anwesend, wird der Bruch durch eine zweite Person über dem Hut oder einem Waidblatt mit einem kräftigen “Waidmannsheil” und Händedruck übergeben. Trägt der Schütze keinen tödlichen Schuss an so wird der Bruch vom Nachsuchenführer übergeben, wobei Schütze dann seinen Bruch teilt und dem Hund ein Teil an die Halsung (Halsband) steckt.

Festtagsbruch:

Der Festtagsbruch ist ähnlich dem Schützenbruch, wobei er nicht mit Schweiß (Blut) benetzt wird. Er wird bei festlichen zusammenkünften von Jägern getragen.

Trauerbruch:

Der Trauerbruch ähnelt dem Schützenbruch. Der unbenetzte Bruch wird an der linken Hutseite mit den Blättern oder Nadeln nach innen hin getragen. Bei einer Beerdigung eines Jagdkameraden wird der Hut vor dem Grab abgenommen und der Trauerbruch ins offene Grab geworfen.

Das letzte Bett:

Am Sammelplatz der Jäger wird die gemeinsam gemachte Beute (Strecke) auf ein Bett von Brüchen gelegt. Häufig sieht man bei größeren Strecken auch nur eine Umrandung mit Brüchen. Dazu werden an den ecken Fackeln aufgestellt.


Selbstverständlich gibt es noch weitere Bruchzeichen, die hier jedoch nicht erschöpfend dargestellt werden.

 

                
 
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