Seit
wir menschliches Leben auf dieser Erde verzeichnen, hat es den Menschen
als Jäger gegeben. Die
Jagd wurde aus
der aus der Not geboren. Die Vorzeitmenschen mussten zum
Überleben Beute machen; "Weidmannsheil" bedeutete das Leben,
Misserfolg den Tod.
Später lernte man auch, Tiere lebendig zu fangen und sie zu zähmen,
um sie in Notzeiten zu töten und zu verzehren. Sie wurden sozusagen
als "lebende Fleischreserven" gehalten. Der Mensch wurde so zum
nomadisierenden Viehzüchter, der seinen Lebensunterhalt nun
keineswegs mehr der Jagd allein verdankte. Dennoch blieb die Jagd
auch in dieser Zeit ein fester Bestandteil des menschlichen
Handwerkes.
Im weiteren Verlaufe der Geschichte wurde der
Mensch bald endgültig sesshaft und er wurde Bauer. Für ihn bedeutete
die Jagd nunmehr nur noch eine von vielen Betätigungen. Bis ins
Mittelalter konnten die Bauern noch überall jagen, doch immer mehr
wurde die Jagd zum Privileg der Könige, der Herrscher. In ihren
Jagdgebieten, den Bannforsten, konnten sie nach Herzenslust jagen
und auch Rodungen zum Zwecke der Kolonisierung verbieten, und sie
machten davon gehörigen Gebrauch. Ihrem Jagdvergnügen haben wir es
allerdings zu verdanken, dass wir noch heute den Reichtum eines
stark bewaldeten Landes genießen können. Zudem brachte sie aus der
Furcht heraus, der Wildreichtum könne einmal versiegen, ihre
Vernunft dazu, ihre Übermacht über das Tier bewusst zu zügeln.
Teile des Bannforstes wurden als Lehen an den Hochadel und an
die Hohe Geistlichkeit vergeben. Dasselbe geschah zwischen dem
"hohen" und dem "niedrigen" Adel. Dabei wurde oft nicht das volle
Jagdrecht an den niedrigen Adel vergeben. Die Fürsten behielten sich
vielmehr die Jagd auf bestimmte Wildarten - z.B. Rotwild, Bären und
Schwarzwild - vor. Hierdurch entstanden im weiteren zeitlichen
Ablauf die Begriffe "Hohe" und "Niedere Jagd" und die Einteilung in
Hoch- und Niederwild. In diesem Zeitraum entwickelte sich auch das
Berufsjägertum. Die Ausbildung erfolgte entweder an sogenannten
Jägerhöfen oder bei einem erfahrenen älteren Berufsjäger, dem
sogenannten "Lehrprinzen". Auch dieser Ausdruck in im Rahmen der
heutigen Jägerausbildung noch in Gebrauch. Ein Berufsjäger der
damaligen Zeit musste sich mit den damals zur Jagd verwendeten
Waffen auskennen. Mit Beizvögeln umgehen können und Meuten einjagen
sowie absolut sicher in der Fährten- und Spurenkunde sein. Allein 72
"hirschgerechte Zeichen" musste3 ein "Hirschgerechter Jäger" kennen.
Die feierliche Freisprechung am Ende seiner Lehrzeit erfolgte unter
Übergabe von Hirschfänger und Lehrbrief. Der Lohn wurde ganz oder
zumindest teilweise in Naturalien ausgezahlt; daher stammt auch das
"Jägerrecht".
Im 17. Jahrhundert wurden Brauch, Sitte kund
Zeremonie teilweise bis ins Sinnlose gesteigert. Einmal, weil das
eben zum höfischen Leben dazugehörte, andererseits aber auch, um die
Tätigkeit der Berufsjäger möglichst bedeutungsvoll erscheinen zu
lassen.
Quelle: Jagdbuch Oehsen "Jäger-Einmaleins".
Eine Zeitreise durch die Geschichte der Jagd
Die
Jagd ist das älteste Handwerk des Menschen.
Von der
Nahrungsbeschaffung in der Steinzeit bis zur heutigen Regulierung der
Wildbestände in unserer Kulturlandschaft bedarf es der Jagd.
Ein
Streifzug durch die verschiedenen Epochen.
Die Jagd in der Frühzeit:
Der Urmensch musste jagen um zu Überleben.
Wildtiere waren Grundnahrungsmittel und Hauptlieferant von Proteinen. Die
weiteren Bestandteile wie Fell und Knochen wurde zu Kleidung und feinen
Werkzeugen verarbeiten. Das Überleben der Sippe hing von einer
erfolgreichen Jagd ab. Auch damals verfügte der Mensch schon über
Jagdmethoden und Jagdtechniken. Schnelllaufendes Wild wurde in
den Abgrund getrieben. Für gefährliches Großwild baute man Fallgruben und
erlegte die Beute mit Speeren oder erschlug es mit Steinen.
Mit der Sesshaftwerdung kam der
Ackerbau und die Viehzucht. Die Jagd verlor an Bedeutung. Wildtiere wurden
eher zum Konkurrenten um die angebaute Nahrung.
In
der Antike erhielt die Jagd den Charakter des männlichen, des heroischen,
der Stärke der Menschen über die Natur. Sie wurde zu einem mystischen
Ritual, eine Erziehung zum Krieg und zur Tugend. Das Jagdglück war eine
göttliche Angelegenheit. Die berühmteste Göttin der Jagd ist wohl Diana.
Bis
zu Beginn des frühen Mittelalters war die Jagd ein allgemein zugängliches
Nutzungsrecht. Erst das erlegte Wild wurde zum Eigentum des Jägers.
Die Jagd im Mittelalter:
Als im siebten Jahrhundert sich das
mittelalterliche Herrscherprinzip herausbildete, änderten sich die
Jagdrechte. Könige und Fürsten beanspruchten zunehmend die wildreichsten
Wälder und
belegten sie mit einem Jagdverbot, den sogenannten Bannforsten. Die
Anfänge der deutschen Jagdgesetzgebung gehen vermutlich auf König Dagobert
I. im Jahre 638 zurück. Spätestens der passionierte Jäger Karl
der Große erklärte in seiner Landgüterverordnung, wahrscheinlich im Jahre
812, die herrenlosen Wälder zum Besitz der Krone,
in denen nur noch
Adlige von seinen Gnaden jagen durften. Folglich wandelte sich die Jagd
zum reinen Adelsprivileg. Dies war das Ende der freien Jagd. Daraus
entwickelte sich ein Jagdstrafrecht, das unberechtigt erlegte
Jagdbeute als Wilddieberei verurteilte.
Im
Laufe der Zeit teilte sich der Adel in den sogenannten Hochadel, wie
Kaiser, Könige und Fürsten, und dem niederen Adel, auch Landadel genannt,
wie den Grafen und Baronen. So wurde auch das jagdbare Wild unterschieden.
Hochwild, wie Hirsch und Wildschwein für den Hochadel und das Niederwild,
wie Hase, Reh und Fasan, für den niederen Adel. Das ungezügelte
Jagdfieber der Feudalherren dezimierte nicht nur den Wildbestand sondern
verwüstet zunehmend die Äcker und Ernten. Von Entschädigung keine Spur.
Stattdessen
forderten die Herren ihren Tribut von den Bauern. Darüber hinaus musste
die Landbevölkerung Frondienste leisten und das jagdbare Wild den
Jagdgesellschaften zutreiben. Das einfache Volk hungerte. Die
Bauernkriege des 16. Jahrhunderts waren die Folge.
Im 17. und 18. Jahrhundert erreichte die
höfische Jagdkultur einen Höhepunkt. Es werden Jagdschlösser errichtet,
oft prächtiger als die eigentlichen Herrschaftssitze. Die Jagd diente nun
als Zeitvertreib und Vergnügen der aristokratischen Gesellschaft. Man
nutzte den gesellschaftlichen Treffpunkt auch um in der Gunst des höheren
Ranges zu
stehen.
Die bürgerliche Revolution von 1848 beendete
die Feudaljagd. Jetzt änderte sich das Jagdrecht zu Gunsten aller Bürger.
Die Parlamentarier der Paulskirche binden das Jagdrecht an den eigenen Grund
und Boden. Nur Eigentümer eines Areals mit einer zusammenhängenden
Mindestgröße durften die dort lebenden Tiere erlegen. Durch diese neue
Jagdfreiheit
werden allerdings die Tierbestände von den Grundbesitzern stark dezimiert.
Erst durch eine Neuregelung in Jagdrecht, welche Tiere bejagbar sind und
in das
Jagdausübungsrecht, wer jagen darf, ist dieser Zustand beseitigt.
Einführung von Hege und Pflege:
Die Jagd nach Trophäen war für den
Reichsjägermeister Hermann Göring das höchste Vergnügen. Inspiriert vom
Leiter des Jagdbundes Ulrich Scherping veranlasst er 1934 das
Reichsjagdgesetz. Die Hege und Pflege, festgelegte Jagd und Schonzeiten
und eine strenge Jägerprüfung wurden Pflicht.
Das spätere Bundesjagdgesetz hat viele Elemente
des Reichsjagdgesetzes übernommen. 1974 wurde das Bundesjagdgesetz
novelliert. Der Schutz des Forstes und der Artenschutz wurden
wichtiger.
Autor: Jürgen Fischer (SWR)
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