Wilderei

 


Jagdwilderei

 

Wilderei


Spielt Wilderei heute bei uns in Deutschland noch eine Rolle ?
 


F
ast jeder Jäger wird in seinem Revier bereits einmal Schüsse in der Nacht vernommen haben, die sich nicht zuordnen ließen. Eventuell wurde auch ein verludertes Stück Wild aufgefunden, bei dem niemand sagen konnte, ob das Stück eines natürlichen Todes starb, Opfer eines Verkehrsunfalls oder Opfer einer illegalen Kugel wurde. Vielleicht wurde auch im Wald oder  in einer Hecke am Ortsrand eine Drahtschlinge aufgefunden.  Es stellt sich somit die Frage, ob die Wilderei heute bei uns noch eine Rolle spielt. Diese Frage kann man eindeutig mit einem "ja" beantworten.

Als ehemaliger Ermittler einer bayerischen Polizeidienststelle war ich u. a. mehr als 30 Jahre lang mit Verstößen gegen das Jagd-  und Waffenrecht sowie mit Fällen der Jagdwilderei befasst.  Die Erkenntnis daraus ist, dass sich die Wilderei  zwar im Laufe der  zurückliegenden Zeit mit Sicherheit in seiner Art und Weise merklich geändert hat, aber noch immer ein Thema für uns Jäger darstellt.  Der Wilderer heute erlegt  das Wild hauptsächlich aus seinem Kraftfahrzeug heraus, unter Zuhilfenahme der starken Fahrzeugbeleuchtung oder eines Handscheinwerfers und mit Hilfe von Nachtsicht- und Nachtzielgeräten sowie modernen (meist kleinkalibrigen) Schusswaffen und Schalldämpfern.

Neben der Wilderei mit Schusswaffen finden  bei der Tatausführung aber auch durchschlagskräftige Armbrust sowie Pfeil und Bogen Verwendung.  In der Regel werden bei den Wildererstreifzügen kleinste Kaliber mit Schalldämpfern verwendet, um möglichst unerkannt zu bleiben. Angeschossenes, verletztes Wild verendet deshalb oft elendig in den Wäldern und wird seinem Schicksal überlassen.  Auch das Fallen- und Schlingenstellen sowie das unerlaubte Aneignen überfahrenen Wildes oder von gefundenen Geweihstangen kommt immer wieder vor.

Während früher die Wilderei oft eine reine Beschaffung von Fleisch, also Ausdruck der Not und des Hungers war, sind solche Verhältnisse heute nicht mehr gegeben. Den Wilderern von heute geht es allein um spektakuläre Trophäen – manche nehmen dem erlegten Tier deshalb nur das Haupt ab und lassen den Rest einfach liegen.

Wildereidelikte sind  auch heute noch immer präsent.   Dies zeigt, dass im vergangenen Jahr (2013) alleine in Bayern insgesamt 176 Fälle aktenkundig wurden.  Die Dunkelziffer von Wildereidelikten ist allerdings meiner Meinung  sehr hoch.


Was kann der Revierpächter / Jagdschutzberechtigte tun?

  • Maßnahmen des einzelnen Jägers in Richtung Eigenjustiz sind eindeutig fehl am Platze.

  • Jeden festgestellten Fall der Wilderei bei der zuständigen Polizeidienststelle anzeigen.

  • In Fällen, in denen eine Jagdwilderei zweifelhaft ist, persönliche Notizen über den festgestellten Sachverhalt (mit Datum und Uhrzeit) fertigen.

  • Eine Strafanzeige sollte so schnell wie möglich erfolgen, damit eventuell vorhandene Spuren durch die Polizei fachgerecht gesichert, durch Fachdienststellen (z.B. Landeskriminalamt) ausgewertet und bei der Strafanzeige an die Staatsanwaltschaft auch  verwertet werden können. Bei vielen bayerischen Polizeidienststellen verrichten jagdlich erfahrene Polizeibeamte ihren Dienst, die u. a. als Jagdsachbearbeiter eingesetzt sind und die die  Sachbearbeitung von Fällen der Jagdwilderei oder Verstößen nach dem Waffengesetz und Jagdgesetz usw.  übernehmen.

  • Um einer  Jagdwilderei vorzubeugen sollte man möglichst eine hohe Präsenz im Revier zeigen.

  • Stark belaufene Wechsel kontrollieren.

  • Fallwild kontrollieren.

  • Kennzeichen verdächtiger Fahrzeuge notieren und bei der zuständigen Polizeidienststelle melden.

  • Dabei auch den Fahrzeugtyp, die Fahrzeugfarbe oder weitere Auffälligkeiten am Fahrzeug notieren.

  • Personenbeschreibung verdächtiger Waldbesucher protokollieren.

  • Verdächtige Feststellungen mit den angrenzenden Revierinhabern absprechen und Feststellungen austauschen.

     

zurück